Der Eismacher

KOPF DES TAGES

 

 

Der Eismacher

Schnee, Eis und Minustemperaturen unter zehn Grad. Kein Wunder, dass sich dieser Tage viele Menschen nach Sommer und Sonne sehnen. Nicht so Claudio Oesch: «Ich liebe die Kälte. Und ich liebe Eis», sagt der 30-Jährige. Die Arbeit Oeschs könnte gegensätzlicher nicht sein. Im Winter ist er Eismeister – im Sommer dagegen Bademeister. Seine Präferenzen sind klar wie Eiskristall. «Der Winter liegt mir viel näher», sagt der passionierte Eishockeyspieler. Im Moment fühlt er sich also richtig wohl.

Eismeister sind Allrounder

Wie Forrest Gump auf seinem Rasenmäher dreht er auf der Eisaufbereitungsmaschine in der Eishalle Lerchenfeld in St.Gallen seine Runden – bis zu achtmal am Tag. Zu seinen Aufgaben gehört aber weit mehr als die Pflege des Eises. Oesch ist ein Allrounder: «Nebst Maschinen warten und Eisdicke messen muss ich Schlittschuhe schleifen, die Garderobe reinigen oder an hektischen Tagen auch mal im Bistro einen Kaffee zubereiten.» Es ist dieser abwechslungsreiche Alltag, der ihm besonders gefällt.

Am liebsten arbeitet der junge Mann mit seinen Händen. Und kommt richtig ins Schwärmen, wenn er erklärt, wie seine Eisaufbereitungsmaschine gewartet werden muss. Einmal die Woche die Messer wechseln – das Eis wird bei der Pflege nämlich nicht poliert, sondern mit scharfen Messern abgeschliffen –, die Reifen kontrollieren, Gewinde schmieren oder den Tank entkalken.

Doch der Eismeisterberuf hat auch anstrengende Seiten. Beispielsweise während der Weihnachtszeit, wenn die Eishalle von Besuchern regelrecht überrannt wird. «Mehr Gäste machen mehr Arbeit», sagt Oesch. Und gerade dann müsse die Eisqualität stimmen und alles sauber sein. Den Rummel in der Eishalle liebt er dennoch. «Die Leute sind gut drauf und schätzen es, dass bei uns das Eis immer schön glatt ist.» Jetzt, während der Sportferien, könnte der Besucherandrang im Lerchenfeld höher sein. Hochbetrieb gebe es immer dann, wenn es schneit. «Die Gäste erinnern sich dann, dass es die Eishalle gibt», sagt Oesch.

Jede freie Minute auf dem Eis

Seine Liebe zum Eis entdeckte der ehemalige Veranstaltungstechniker erst mit seinen jetzigen Beruf. Vorher arbeitete er auf Modenschauen, Ausstellungen oder Parties. «Irgendwann wollte ich etwas Neues ausprobieren.» Vor sieben Jahren bewarb er sich aufs Geratewohl für eine Stelle als Eismann – damals bei der provisorischen Eishalle Kreuzbleiche – und wurde angestellt. «Ich bin zufällig in diesem Beruf gelandet. Eine grosse Leidenschaft für ihn habe ich trotzdem entwickelt.»

Ein Winterfan war er schon immer und während der kalten Jahreszeit als begeisterter Ski- und Snowboardfahrer oft in den Bergen unterwegs. «Seit ich hier als Eismeister arbeite, kann ich aber an einer Hand abzählen, wie oft ich auf die Piste komme.» Oesch spielt heute ohnehin lieber Eishockey beim HC Gallusbären – ein Hobby Club, der von den Eismeistern im Lerchenfeld ins Leben gerufen wurde. Sie trainieren einmal in der Woche, an den Wochenenden gibt es dann und wann ein «Plauschmätchli» gegen andere Hobby Clubs, die im Lerchenfeld trainieren. Oesch scheint vom Eis nicht loszukommen. Hier arbeitet er, hier verbringt er seine Freizeit. «Selbst in meiner Mittagspause bin ich auf dem Eisfeld.

 

Artikel aus dem St.Gallertagblatt